Biographie Hanno Edelmann

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Han­no Edel­mann wird im Novem­ber 1923 in Ham­burg gebo­ren.

 

Straßenkämpfe in Hamburg 30er Jahre

Sein Vater gerät durch die Gewerk­schafts­ar­beit immer mehr ins beruf­li­che Abseits. Die Fami­lie muß von einer Woh­nung in die ande­re zie­hen, denn die feuch­ten Neu­bau­woh­nun­gen kann man nur im ers­ten Jahr ver­bil­ligt „tro­cken­woh­nen“. Auf den Stra­ßen bekämpf­ten sich Natio­nal­so­zia­lis­ten und Kom­mu­nis­ten.

Kunstdruckerei Mühlmeister & Johler, Foto

Hanno’s Leh­rer Adolf Sag­gau bemüht sich, sei­nen Schü­lern mit der Musik den Wert der Kunst zu ver­mit­teln. Han­no liebt sei­nen Leh­rer, und da der von ihm so ver­ehr­te Groß­va­ter ein berühm­ter Gei­ger war, trifft die Anre­gung auf Hanno’s offe­ne Ohren. Er nimmt auf eige­nen Wunsch Gei­gen­stun­den bei Adolf Sag­gau, bis die­ser 1934 spur­los ver­schwin­det. Han­no sieht durch das Schlüs­sel­loch die ver­wüs­te­te Woh­nung. Man emp­fiehlt Han­no das Gym­na­si­um. Schul­geld wird gesam­melt, aber der stol­ze Vater lehnt ab, Almo­sen nimmt er nicht. Han­no zeich­net jetzt noch inten­si­ver, er zeich­net den ver­schwun­de­nen Klas­sen­leh­rer, ein Pferd auf die wei­ße Schul­wand, rote Fah­nen

Hanno Edelmann beim Abendkurs in Zeichnen an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg

Der Zehn­jäh­ri­ge will Maler wer­den. Aber sein Vater lehnt ab, Han­no soll einen ordent­li­chen Beruf erler­nen. Er darf Abend­kur­se in Zeich­nen an der Hoch­schu­le für Bil­den­de Küns­te besu­chen. Hier macht er die Bekannt­schaft mit jun­gen Malern. Sie laden ihn in ihre Ate­liers ein, und für ihn öff­net sich eine geheim­nis­vol­le, wun­der­ba­re Welt. 1936 gewinnt Han­no Edel­mann den ers­ten Preis im Mal­wett­be­werb des Hagen­be­cker Tier­parks. Wäh­rend der Preis­ver­lei­hung wird im sel­ben Gebäu­de die Aus­stel­lung „Ent­ar­te­te Kunst“ eröff­net. Sie zeigt Bil­dern und Plas­ti­ken, die dem Kunst­ver­ständ­nis der NSDAP wider­spre­chen. Han­no Edel­mann schleicht sich am Wär­ter vor­bei in die Aus­stel­lung und ist fas­zi­niert von den Bil­dern; die „Winds­braut“ von Oskar Kokosch­ka beein­druckt ihn beson­ders.

Kunstdruckerei Mühlmeister & Johler, Foto

Der Vater besorgt Han­no eine Lehr­stel­le in einem Archi­tek­tur­bü­ro. Auch hier zeich­net er haupt­säch­lich: der Blick aus dem Fens­ter, die Archi­tek­ten an ihren Zei­chen­bret­tern, Por­traits. An ihm wür­de ein Maler ver­lo­ren­ge­hen, sagen die Archi­tek­ten. Schließ­lich bricht er die Leh­re ab. Zum Abschied schen­ken ihm die Archi­tek­ten einen Mal­kas­ten. Der inzwi­schen arbeits­lo­se Vater bringt ihn in der Kunst­dru­cke­rei Mühl­meis­ter & Joh­ler als Litho­gra­phie­lehr­ling unter. Er zeich­net Akt­mo­del­le und immer wie­der Por­traits, dies­mal zusam­men mit den Malern, die dort ihren Lebens­un­ter­halt ver­die­nen.

Kunstdruckerei Mühlmeister & Johler, Foto

Mit 17 Jah­ren wird er  zur Wehr­macht ein­ge­zo­gen. Zuerst in Königs­berg, spä­ter im besetz­ten Frank­reich wird er als Fun­ker aus­ge­bil­det. In Frank­reich zeich­net er in jeder frei­en Minu­te: Men­schen im Café, die Brü­cke von Avi­gnon, Ang­ler an der Rho­ne. 1943 wird er an die Ost­front zu einer Auf­klä­rungs­ein­heit in Witebsk ver­setzt und wenig spä­ter von der Roten Armee gefan­gen­ge­nom­men. Vier Jah­re lebt Han­no Edel­mann in einem sibi­ri­schen Gefan­ge­nen­la­ger bei Swert­lowsk. Nach einer Krank­heit darf er in der Töp­fer­werk­statt des Lagers arbei­ten; er zeich­net Kame­ra­den beim Kar­tof­fel­schä­len, rus­si­sche Straf­ge­fan­ge­ne, den Lager­kom­man­dan­ten.

Dora Klostermann, Oberschwester der Chirurgischen Abteilung Hamburg Universitätsklinik Eppendorf. Foto im Atelier von Hanno Edelmann.

1947 kehrt er nach Ham­burg zurück.In der Uni­ver­si­täts­kli­nik lernt Han­no Edel­mann als 24jähriger Pati­ent Dora Klos­ter­mann ken­nen, die Ober­schwes­ter der Chir­ur­gi­schen Abtei­lung. Sie ist Kunst­lieb­ha­be­rin und Samm­le­rin. Sei­ne Zeich­nun­gen sind für sie eine Ent­de­ckung, und sie ist beein­druckt von der Inten­si­tät, mit der er auch im Kran­ken­haus dar­an arbei­tet. So öff­net sie ihm ihre gro­ße Samm­lung deut­scher Expres­sio­nis­ten, unter­stützt ihn mit klei­nen Geld­sum­men, ermög­licht ihm Stu­di­en­auf­ent­hal­te auf dem Land und schafft Ver­bin­dun­gen zu Gale­ris­ten und Samm­lern

Dora Klostermann, Oberschwester der Chirurgischen Abteilung Hamburg Universitätsklinik Eppendorf. Foto im Atelier von Hanno Edelmann.

1948 beginnt Han­no Edel­mann mit dem Kunst­stu­di­um bei den Pro­fes­so­ren Wil­lem Grimm, Ivo Haupt­mann und Wer­ner Haft­mann an der Ham­bur­ger Hoch­schu­le für Bil­den­de Küns­te. Es ist eng in der Mal­klas­se von Prof. Grimm, und es riecht nach Ter­pen­tin­öl. Etwa zwan­zig Stu­den­ten ste­hen an den Staf­fe­lei­en und malen Stil­le­ben mit Eitem­pe­ra. Der Leh­rer geht, manch­mal zu oft, durch die Klas­se und begut­ach­tet, kor­ri­giert, ermu­tigt. Ein­mal in der Woche wer­den alle Bil­der zur Klas­sen­kor­rek­tur neben­ein­an­der­ge­hängt, und Prof. Grimm sucht das bes­te Bild der Woche. Mit dem Akt­zeich­nen beschäf­ti­get man sich zwei­mal in der Woche. Hier schau­en den Stu­den­ten auch ande­re Pro­fes­so­ren über die Schul­tern und kom­men­tie­ren die Zeich­nun­gen oft sehr unter­schied­lich. Nachts zeich­net Han­no Edel­mann Buch­il­lus­tra­tio­nen für den Lebens­un­ter­halt.

Hanno und Erika Edelmann während des Studiums an der Kunsthochschule Hamburg Lerchenfeld

Er lernt Eri­ka Estag ken­nen, die in der Gra­phik-Klas­se von Prof. Alfred Mahl­au stu­diert. 1952 hei­ra­ten sie. Nach dem Stu­di­um beginnt eine ent­beh­rungs­rei­che Zeit. Von dem weni­gen Geld wer­den Far­ben gekauft, „Haupt­sa­che, Han­no kann malen.“ Ein Ate­lier wird gesucht, sie fin­den einen Salon in einer alten Vil­la, einen alten Spei­cher, durch des­sen Wän­de im Win­ter der Schnee weht. In der Nach­kriegs­zeit ist Wohn­raum äußerst knapp

Gemein­sam unter­neh­men sie eine Stu­di­en­rei­se nach Bar­ce­lo­na. Han­no Edel­mann malt vor den Moti­ven groß­for­ma­ti­ge Oel­bil­der, die mit erheb­li­chem Auf­wand nach Hau­se trans­por­tiert wer­den. Die Spa­ni­en­rei­se hat gro­ßen Ein­fluß auf die Arbeit im Ate­lier. Die Far­big­keit der Bil­der wird inten­si­ver.

Hanno Edelmanns erste große Einzelausstellung im Oberlichtsaal des Hamburger Völkerkundemuseums

Obwohl die gegen­ständ­li­che Male­rei im Kunst­be­trieb der Nach­kriegs­zeit abge­lehnt wird, fin­det Han­no Edel­manns ers­te gro­ße Ein­zel­aus­stel­lung im Ober­licht­saal des Ham­bur­ger Völ­ker­kun­de­mu­se­ums gro­ße Beach­tung.

Han­no Edel­mann erhält von einem Archi­tek­ten den Auf­trag, Glas­fens­ter für die Mar­tin-Luther-Kir­che in Ham­burg zu ent­wer­fen. Die Fens­ter wer­den 1962 in einer Beton-Glas-Tech­nik rea­li­siert. Zwan­zig wei­te­re Auf­trä­ge für Kir­chen­fens­ter fol­gen.

 

Hanno Edelmanns erste große Einzelausstellung im Oberlichtsaal des Hamburger Völkerkundemuseums

In den 60er Jah­ren ent­ste­hen vie­le gesell­schafts­kri­ti­sche Bil­der. Neben gro­ßen Bil­dern ent­ste­hen auch groß­for­ma­ti­ge Holz­schnit­te, Radie­run­gen und Litho­gra­phien. Die Litho­gra­phie ist ein Flach­druck­ver­fah­ren aus dem 18. Jahr­hun­dert. Han­no Edel­mann zeich­net noch nach dem alten Ver­fah­ren direkt auf eine Stein­plat­te aus Kalk­schie­fer. Alle Litho­gra­phien, aber auch alle Holz­schnit­te und Radie­run­gen wer­den bis heu­te von Han­no und Eri­ka Edel­mann selbst gedruckt.